[Kolumne] – Story


„Das macht doch keinen Sinn.“
„Was sollen diese sinnloses philosophischen Zitate? Sie lenken nur davon ab das es keine Story gibt.“
„Viel zu langweilig.“

Und vieles mehr.

Das sind einige willkürlich heraus gesuchten Zitate die ich so, oder so ähnlich die letzten Wochen – und eigentlich Monaten – gelesen habe in Bezug auf Spiele.
Sei es das frischeste, „Firewatch“. Sei es das ein paar Tage ältere Rätselspiel „The Witness“. Sei es irgendein blind heraus gesuchtes Spiel.
Das hat mich dazu gebracht mal darüber nachzudenken was ich von solchen Aussagen halte, und dabei kam dann folgendes bei rum:

Wie immer sehe ich beide Seiten der Medaille 😀

Habe fertig.

Nein spaß.
Also was halte ich davon? Nun, zum einen sind die Meinungen durchaus nachvollziehbar. Ich habe ein „Firewatch“ bereits gesehen. Die Story hätte zum Ende durchaus noch einen Twist haben dürfen. Irgendwelche Dramatik. Hatte sie aber nicht. Finde ich das nun aber schlimm? Bei weitem nicht.
Ich empfand es als stimmig im Kontext und es war auch sehr, sehr angenehm nicht wieder ein durchgeknallten Twist zu haben. Kein Hokuspokus. Keine Aliens, kein … naja ich glaube das war soweit verständlich.
Warum aber empfanden einige (ich möchte hier nicht von vielen oder gar allen reden) als „Naja, das geht besser.“? Ich meine mir ging es ja ähnlich.
Woher diese Erwartungshaltung, oder nennen wir es Hoffnungen, kommen kann ich natürlich nicht sagen, nur spekulieren.

Da wäre erst einmal die moderne Geilheit nach tollen, spannendes, epischen (Unwort der Gamesbranche seit Jahren btw!) Geschichten/Spielen/Storys/News/Goodies/Whatever. Die persönlichen Erwartungen. Man sieht ein Spiel, interpretiert irgendwas hinein und erhofft sich dann irgendwas „tolles“.
Sowas kann man vielleicht sogar schon als Hype bezeichnen. Immerhin war „Fallout 4“, soweit ich das nun gelesen habe, von den Spielern entweder super athmosphärisch, oder nicht gut. (Gründe dafür gibt es reichlich, aber darum geht es eher weniger – ausser die Story vielleicht)
Ich würde auch fast wetten das „No Mans Sky“ auch viele Leute enttäuschen wird. Man wird durchs Weltall fliegen können und sieht nach 3 Stunden Spielzeit gefühlt nur noch die selben Planeten. (was kein Vorwurf an die Entwickler sein soll)
Bei einem „The Witness“ haben einige Leute offensichtlich auch etwas anderes erwartet.

Und diese Meinungen kann man über die letzten Jahre zu unfassbar vielen Spielen lesen.
Um den Spieß mal umzudrehen – und mir Recherche zu ersparen o: – schauen wir uns doch mal ein paar Titel an die das Gegenteil gezeigt haben. Ein „Life is Strange“ zum Beispiel. Von vielen gelobt und gefeiert.
Ein „The Wolf Amoung Us“ oder ein „Portal 2“. Alle schnitten sie gut ab was die Charakterdarstellung und die Story, die sie erzählen, betreffen.
Und dann gibt es noch die Titel die ich persönlich nie gespielt habe, da fällt mir auf anhieb auch nur ein Titel ein: „Gone Home“.

Was ich absolut gar nicht gelesen habe waren ein Tomb Raider, Assassins Creed, Call of Duty, Far Cry, Fallout 4, The Witcher 3 … puh. Es ist schwer an dieser Stelle fair zu sein und passende niederzuschreiben. Aber das sind alles Blockbuster. Und keines davon hat es geschafft eine ordentliche(!) Story zu haben.
Die meisten der genannten sind auf das Gameplay ausgelegte Sammelspiele. Auch ein The Witcher, was seine Texte und Geschichten sehr gut erzählt hat, hatte im Kern der Hauptstory nicht viel Sinn ergeben.
Persönlich kann ich es nachvollziehen das sich Entwickler schwer damit tun eine Story sinnvoll in ein Spiel zu integrieren. Dennoch bin ich auch der Meinung das es funktionieren kann, ganz ohne das es Linear wird.

Diese Titel verkaufen sich aber wie sonst etwas. Mit Sicherheit zurecht, irgendwas müssen die Titel ja haben, was die Spieler wollen. Multiplayergefechte, Rätselspaß, Action, Entertainment, tolles Setting …. aber es hält Niemanden davon ab die Spiele nicht zu kaufen.
In den Reviews wird dann hin und wieder die schlechte/fehlende Story bemängelt, aber es wird ihr auch kaum Gewicht zugeteilt. Erst wenn eine Serie zu oft, zu schnell erweitert wird mit einem Vollpreisnachfolger wird irgendwann die Ideenlosigkeit im Gameplay, womöglich auch die Story bemängelt.
Vielleicht gibt es deswegen auch eine kleine Abwertung. Aber alles in allem wird kaum etwas geändert am Spiel.

Um den Bogen dann auch mal wieder zurück zu führen.

Was will ein „Firewatch“ erreichen? Keine Ahnung, dafür muss man die Entwickler fragen.
Für mich aber ist es eine tolle Abwechslung eine normale, menschliche und nicht abgehobene Story zu erleben. Dass das Spiel den Spieler in seinen Bann zieht mit seiner Atmosphäre (Leveldesign und den Gesprächen via Funk) macht viel für mich aus.
Das ein „The Witness“ in erster Linie ein Puzzlespiel ist, in dem mein Hirn angeregt wird zum nachdenken um auf die Lösungen zu kommen finde ich super. Hier wird meine Auffassungsgabe gefordert, meine Aufmerksamkeit. Das Leveldesign ist so komplex das ich es schlicht für genial halte was hier abgeliefert wurde.
Die Rätsel selbst zeigen auch wie viele Varianten und Ideen man für ein schlicht wirkendes Rätsel erarbeiten kann. Das dann „sinnlose philosphische Zitate“ drin sind stört mich nicht die Bohne. Ganz im Gegenteil. Man benutzt an diesen Stellen auch seine Synapsen. Selbst wenn diese Zitate nichts geistreiches zum Spiel beitragen, finde ich es super einfach darüber nachzudenken.
Was könnten mir die Entwickler hier sagen wollen? Was bedeutet dieses Zitat? Was halte ich von dem Gesagten? Gibt es womöglich doch eine bestimmte Metaebene in diesem Spiel?
Ich habe nachgedacht. Sei es über das Spiel, das Leben, das Sein. Ich finde es interessant und gut gemacht und super das soetwas in einem Spiel landet.

Fazit ist für mich:
Die heutigen Möglichkeiten gute, sinnvolle, vielleicht auch tiefgreifende Storys zu erzählen, wird heutzutage nicht bzw. kaum ausgenutzt. Gerade die großen Entwickler/Publisher wollen oder schaffen es einfach nicht großartige Geschichten zu erzählen. Und das ist ein großer Kritikpunkt den ich an Spielen von heute habe. Es gibt noch einige andere, aber dazu vielleicht ein anderes mal.
Wir Spieler müssen nur zusehen das wir uns von den ganzen Hypes nicht zu sehr anstecken lassen. Nicht zu viele Erwartungen entwickeln (das betrifft auch ganz andere Themen im Leben) und glücklich sind mit dem was wir haben.
Kritik ist aber immer sinnvoll und auch gern gesehen. Auch zu diesem Beitrag. Es würde mich freuen mal zu lesen was andere Menschen darüber denken, vor allem Hobbyentwickler oder angehende Fulltime-Entwickler. Oder am Besten noch aus der Branche selbst (ich darf doch noch träumen ;))

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert.